VOR UNS DAS MEER von Alan Gratz

Was haben Josef, Isabel und Mahmoud wohl gemeinsam? Sie sind auf der Flucht, können alle nicht mehr in ihrer Heimat leben und haben große Hoffnungen, was ihre Zukunft angeht.

Hört sich für dich abschreckend und nicht gerade nach einem Buch für Jugendliche an??? Weit gefehlt – das Buch ist ab 12 Jahren empfohlen. Es ist gerade erst rausgekommen (Februar 2020) und ich persönlich habe es ausgesprochen gerne gelesen.

Das Buch beginnt mit der Geschichte vom elfjährigen Josef aus Berlin, der als Jude kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges mit seiner Familie Deutschland plötzlich verlassen muss. Zuvor ist sein Vater völlig schwach und gebrochen von einem ersten Aufenthalt in einem KZ nach Hause gekommen.

Die zweite Erzählung handelt von Isabel aus Havanna auf Kuba, die – nachdem ihr Vater fürchten muss, bei einer regime-kritischen Demo erkannt worden zu sein – 1994 auf einer Nussschale ihre Heimat Kuba verlassen muss. Ihr Ziel: die USA.

In der dritten Geschichte geht es um Mahmoud, 12 Jahre alt, aus Aleppo in Syrien. Durch den seit vielen Jahren herrschenden Bürgerkrieg, der schließlich auch das Haus zerstört, in dem Mahmouds Familie lebte, muss man fliehen. Doch bei der Flucht geht so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann! Und so wird es ein langer, beschwerlicher Weg für die Familie aus Aleppo, ihr Ziel ist Deutschland.

Drei Kinder aus verschiedenen Zeiten auf der Flucht. Ihre Gemeinsamkeiten: alle haben Hoffnung, alle fliehen über das Meer und alle wollen ankommen. Die drei Fluchtgeschichten werden nicht nacheinander beschrieben. Der Autor hat sie ineinander verwoben, was für mich die Handlung noch viel spannender macht.

Das Verrückte ist das Ende des Buches: Josef, der jüdische Junge aus Deutschland, findet schließlich sein Glück auf Kuba, ausgerechnet in dem Land, welches Isabel in Richtung USA 55 Jahre später verlassen muss, während Mahmouds Familie ausgerechnet nach Deutschland will, in das Land, aus dem Josef vor 76 Jahren fliehen musste.

Ich fand das Buch super spannend und auch super aufwühlend. Vielleicht hat es mir (neben der Flüchtlingsthematik) deshalb so gut gefallen, weil ich eigentlich zwei Arten von Büchern habe, die ich gerne lese. Als erstes lese ich gerne aktuelle, moderne Abenteuerbücher und als zweites Geschichten, die in der Vergangenheit spielen. Mit „Vor uns das Meer“ hatte ich irgendwie beides.

Sarah, 15 Jahre

 
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